Der Lingam-Kult

image4In China, Südost-Asien, aber auch in Indien gab es bereits vor der Entstehung des Hinduismus Monolithe in Phallusform als Kultobjekte. Was nicht sonderlich verwundert, da die Entstehung der Menschen göttlich war und die Vermehrung der Menschen zugleich die Verbreitung göttlichen Wesens bedeuten sollte. Die Hindus assimilierten diese Symbolik in ihre Glaubenskultur, wie das Christentum zahlreiche Legenden, Mythen und Symbole anderer Religionen in das Alte und das Neue Testament einfügte. Bis heute verehren die Hindus den Gott Shiva (शिव) im steinernen Phallus, dem Lingam als Symbol seiner Schöpferkraft. Diese Verehrung des Shiva-Lingam ist bis in das 2. Jahrhundert v.Chr. zurückzuverfolgen. Über den gesamten Subkontinent Indien verteilt existieren 12 berühmte, „aus Licht geschaffene“, also nicht von Menschenhand entstandene megalithische Ligams, die bis heute Wallfahrts-Zentren sind.

image1In den heiligen Schriften der Hindus, den Puranas wurde niedergeschrieben, daß der Lingam des Shiva zu dessen Symbol wurde. Als nämlich der göttliche Bhrigu entscheiden sollte, ob Brahma (ब्रह्मा), Vishnu (विष्णु) oder Shiva (शिव) der größte aller Götter sei und Shiva aufsuchte, war dieser gerade emsig mit seiner Gattin beschäftigt und ließ den Gott Bhrigu (भृगु) einfach warten. Zu lange für diesen, denn er verfluchte daraufhin Shiva und veranlaßte, daß dieser künftig als Lingam (लिङ्ग) verehrt werden solle, der auf einer Yoni (योनि – Vulva) steht.

 

Die Yoni wird in der Regel als viereckige horizontale Platte mit einer mittleren Vertiefung oder Einkerbungen am Rand sowie einer seitlichen Ausflusstülle dargestellt. In älteren Tempeln bildet diese Platte gleichzeitig einen Teil des Bodens des Tempelinnern. In jüngerer Zeit wurden Yoni-Platte und Lingam durch einen Sockel erhöht. Lingam und Yoni werden gemeinsam dargestellt und stehen immer in der Einheit, ähnlich wie Yin (阴) und Yang (阳).

image2Während die runde Form des männlichen Lingam in vielen Kulturen mit der Unendlichkeit des Himmels, der Schöpfung und der Götterwelt in Verbindung gebracht wurde, ruft die viereckige Darstellungsweise der Yoni Assoziationen zur Begrenztheit der Erde bzw. des Irdischen wach. Die Vereinigung der quadratischen Yoni und des rundem Lingam stellt die Vereinigung bzw. Überwindung von gegensätzlichen Prinzipien (Erde – Himmel; Frau – Mann) dar.

Zusammen mit dem meistens als stilisierter Phallus interpretierten Lingam, ist die Yoni im Hinduismus und Shivaismus, ein Symbol für die göttliche schöpferische Energie. Die Verschmelzung der männlichen Energie von Shiva und seiner Shakti, der weiblichen Energie, findet in der Darstellung von Lingam und Yoni ihren mystischen und künstlerischen Ausdruck. Diese oft steinernden Symbole werden oft mit Butter, Blumen und Wasser beopfert, um die Vereinigung Shivas (शिव) mit seiner Gattin Schakti (शक्ति), aus der die Welt entstand und immer wieder erhalten wird, zu verehren. Lingam und Yoni sind zudem stets duale Symbole für den Kosmos, wobei Yoni das Symbol des Gottes des Berges Meu ist und Lingam für die Weltachse steht, welche die drei Welten miteinander verbindet und sich in jedem Turm (Shikhara) hinduistischer Tempel widerspiegelt. Seine Basis jedenfalls ist viereckig und entspricht dem Zeichen der Erde, sein Schaft ist achteckig als Zeichen der acht Himmelsrichtungen der mittleren Sphäre und seine Spitze ist rund wie das Himmelsgewölbe. Shiva entspricht damit dem Herrn über Raum und Zeit.

 

image3Betrachtet man aber den Mythos des Lingam-Kultes genauer, auf den letztlich auch die deutlich jüngeren Lehren des Tantra bzw. tantrischen Hinduismus und tantrischen Buddhismus zurückgehen, die besonders im Westen auch durch ihre rituellen sexuellen Vereinigungspraktiken populär geworden sind, erkennt man deutlich, daß der Sexualität auch rituell ein sehr großer Stellenwert beigemessen wurde. Sie war bei weitem nicht nur ein notwendiges Übel um den Arterhalt des Menschen zu sichern, wie dies besonders in christlichen Sichtweisen vertreten wurde und noch wird, und sie ist auch bei weitem nicht nur eine interessante Freizeitbeschäftigung oder stumpfsinniges oberflächliches Abreagieren trieb- oder pheromongesteuerter Zeitgenossen. Nein es steckt WEITAUS MEHR dahinter!

Dem Wu-Mythos (吴神化) zufolge wurde einst von den Allerersten (Xian – 先) gelehrt, daß der „Schlüssel des WAHREN Lebens“ verborgen im Schoße einer Frau liegen und sich durch diesen Schlüssel alles erfüllen würde. Für alles im Leben und darüber hinaus, soll die Sexualität der Zugang sein. Das damit nicht ein wildes oberflächliches Orgientreiben gemeint ist, wie es in jetziger moderner Zeit vielfach in der Swingerszene zelebriert wird, dürfte jedem sachlich Nachdenkendem klar sein.

  • Doch WAS ist hiermit genau gemeint?
  • Inwiefern liegt in der Sexualität der „Schlüssel zum WAHREN Leben“?
  • Gibt es tatsächlich EINE Frau, die als besonderer „Schlüssel“ gilt?
  • Welches Geheimnis wurde durch die darauf bezogene Prophezeiung seit Urzeiten gehütet?
  • Auch die Chinesische Kaiser-Medizin (中国宫廷御用药) sah stets die Sexualität als einen elementaren Pfeiler für Genesung, Gesundheitserhaltung, Verlängerung der Lebenskraft und zum Erreichen der Einheit zwischen Körper, Seele und Geist an. Doch WIE funktioniert das tatsächlich, wenn gerade in ihr der Grad zwischen Leben oder Tod, also Gesundheit und Krankheit so extrem schmal ist?
  • Läßt sich Sexualität tatsächlich auch nachhaltig therapeutisch nutzen?
  • Inwiefern hat die irdische, der materiellen Struktur unterliegende, Sexualität sogar Einfluß auf höhere Daseinsformen bzw. Ebenen?
  • Auch bei Daoisten spielten sexuelle Praktiken eine nicht unbedeutende Rolle. Welches war ihr geheimes Wissen? Und wie funktioniert die dort praktizierte „Technik der Fuchs-Geister“ um die eigene Lebenskraft zu stärken?
  • Wird im tantrischen Buddhismus, deren Oberhaupt der Dalai Lama ist, tatsächlich die Enthaltsamkeit praktiziert, um letztlich die irdische Beschränktheit zu überwinden?

 

Viele Fragen werden auch hier aufgeworfen, deren Antworten Sie in den Seminaren der JIN FENG AKADEMIE (金凤学院) erfahren…

 

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Foto 1: Jahrtausendealter Lingam im Ming Tang-Tempel
Foto 2: Yoni aus dem Jawi-Tempel, Ost-Java, Indonesien, Copyrigth by Wikipedia, ESCapade, Januar 2012
Foto 3: Yoni und Lingam- Relief am Tempel von Candi Sukuh- Java- 12. Jahrhundert, Copyrigth by Wikipedia
Foto 4: Brahmane bei der Shivapuja, Copyrigth by Wikipedia