Götzenkult oder Vielgötterei?

image2Viele Mißverständnisse entstanden über die Wirren der Zeit. Dem Wu-Mythos (吴) zufolge gab es in alter Zeit, vor 12.000 bis vor 7.000 Jahren keinen Götzen-Kult, wie er viel später skurile Formen annahm. Es wurden weder Menschen- oder Tier-Opfer dargebracht, noch in religiösem Wahn Glaubenskriege geführt. Auch Räucherwerk waren zumeist keine Opfergaben, sondern der ätherische Rauch half lediglich eine Barriere zu den Anderswelten zu überwinden. Daß er auch angenehm von Totengeistern oder höheren Wesensformen durch seinen süßlichen Duft wahrgenommen wurde, er desinfizierend und gesundheitlich fördernd auf die Atemwege wirkt, all das waren nützliche und angenehme Beigaben, jedoch von untergeordneter Bedeutung.

image1Der Ming Tang war eine Ruhestätte um in völlige Harmonie mit dem Himmel und der Erde und natürlich allen in ihnen beherbergten Wesen zu gelangen.

Als die Allerersten (Xian – 先) noch die Menschen unterwiesen, verwehrten sie sich entschieden dagegen, selbst von den Menschen angebetet zu werden. Sie waren höhere Wesen mit einem umfassenden Wissensstand, aber nie maßten sie sich an, sich selbst als „Götter“ zu bezeichnen. Im Gegenteil, gerade von Yu Shen (玉神 – dem Jade-„Gott“) und Shen Nung (神農 – „Gott“ der Heilkräuter und des Tees) ist es bekannt, daß sie äußerst aufgebracht darauf reagierten, wenn aus Respekt, Hingabe, Achtung und Ehrfurcht dann Anbetung wurden. Stetig wiesen sie auf den einzig wahren Schöpfergott hin – Shang Ti (上帝 – DER EINE).

Noch in der Shang-Dynastie (Shang Chao – 商朝) vor ca. 3.600 Jahren, finden sich deutliche Hinweise, daß dieses Denken wenigstens noch teilweise bekannt war. Sie verehrten zwar noch Darstellung von Yu Shen (玉神), nannten sich aber stets die Söhne des großen Shang (bedeutete: „Die Söhne des Shang Ti“ = DES EINEN – 上帝).

 

Von Shui Xiang Shang Ti (谁像上帝) stammt beispielsweise auch der Ausspruch:

„Wenn der Weise auf den Himmel zeigt, schaut der Dumme auf den Finger!“ 

 

image3Zu „Göttern“ erhoben und angebetet wurden die Allerersten (Xian – 先) erst in späteren Zeiten, ebenso wie es auch bei besonders tugendhafte Menschen der Fall war (z.B. Buddha, Kuan Yin, Guan Gong, Liu Hei, Li Ti Kuei, usw.). Ähnlich wie auch in der katholischen Kirche üblich war, besonders herausragende Personen postum zu Heiligen zu erklären, um sie kurz darauf auch anzubeten, so passierte dies auch schon in früheren Zeiten in nahezu s&¨mtlichen Kulturen; und die Unfreiheit und von Menschen selbst auferlegten Dogmen nahmen ihren Lauf…

Nach der Zeit ihres Wirkens gerieten die mahnenden Worte der Allerersten (Xian – 先) schnell in Vergessenheit. Menschen neigen stets dazu etwas „Handfestes“ greifen zu wollen, das sie verehren können. Und so wurden Abbildungen, Darstellungen nicht nur als Symboliken oder Wesenszüge gewürdigt und verehrt, sondern entgegengebrachter Respekt schlug sich schnell in Anbetung nieder. Anbetung jedoch steht einzig nur dem höchsten Schöpfergott Shang Ti (上帝 – DER EINE) zu.

 

Es sind erstaunliche Parallelen zu verschiedensten anderen Kulturen oder Religionen feststellbar. Auch die Bibel oder der Koran berichten nur von einem einzigen universellen Schöpfergott.

Die Allerersten (Xian – 先) verstanden sich stets als Weg-Weiser für die Menschen, die in ihrem Herzen nach wirklichen Antworten, nach dem Sinn, nach ihrem persönlichem Weg suchten.

image4Auch im Ming Tang, dem „Tempel des Lichtes“ (bzw. dem „Tempel ZUM Licht“) stehen natürlich eine Vielzahl von Darstellungen höherer Wesensformen. Von Menschen wurden sie schlicht zu Göttern erklärt. Sie stellen aber lediglich Symbole dar, die für Tugenden und Charaktere bzw. als Vorbilder, als Orientierung-Wegweiser stehen. Jedoch keine von ihnen erhebt den Anspruch einer Anbetung. Vielmehr zeugen sie von einem völlig anderem Wissen, als es den Menschen bekannt ist.

Stets betonten sie, daß es einzig auf das Herz der Menschen ankäme. Keine Werk-Gerechtigkeit, kein religiöser Frondienst oder Knechtschaft kann einem Menschen eine Erlösung bringen. Auch wenn Menschen nur allzugern dem „Münchhausen-Syndrom“ anhängen und sich selbst am eigenem Schopf aus dem Sumpf ziehen möchten; gute Taten die nicht aus dem Herzen heraus erfolgen sind völlig ohne Wert. Nur der Mensch SELBST hat sein Schicksal in seiner eigenen Hand, wie auch hier ein altes Sprichwort besagt: „Jeder ist selbst seines Glückes Schmied!“

Dies aber bedeutet Verantwortung zu übernehmen und ALLEM Leben und nicht nur den höheren Wesensformen in Ehrfurcht, Achtung und Liebe begegnen. Diese Eigenschaften führen in keine Knechtschaft. Sie befreien daraus!

 

Der Ming Tang soll dem Menschen helfen wieder zu sich selbst zu finden, seine Bestimmung, den Sinn seiner irdischen Existenz zu begreifen und mit seinem Schöpfer eins zu werden. Selbstherrlichkeit, Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit, Hochmut, Arroganz oder Egoismus verbauen diesen Weg. Wirkliche selbstlose Liebe, tiefe Demut und Dankbarkeit hingegen können diese Barriere überwinden.

 

„Ich habe drei Schätze, die ich hüte und hege:
Der eine ist die Liebe, der zweite ist die Genügsamkeit, der dritte ist die Demut.

Nur der Liebende ist mutig,
nur der Genügsame ist großzügig,
nur der Demütige ist fähig zu herrschen.“

(Lao Tse – 老子)

 

 

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