Shen Nung – Gott der Medizin

image4Shen Nung – 神農 – Der „Gott der Medizin und des Tees“, einer der San Huang (三皇 – “der Drei Erhabenen“) und Mitbegründer der chinesischen Kultur

Am Beginn der über 5.000-jährigen Chinesischen Tee-Tradition steht eine alte überlieferte Legende, die auf Shen Nung (神农 / 神農), den 2. Herrscher der San Huang (三皇 – “die Drei Erhabenen“) aus der Yin Shang-Ära, die noch weit vor der Xia-Dynastie war, zurückgeht. Die San Huang, Fu Xie (伏羲), Shen Nung (神農)und Nü Wa (女媧) waren die Begründer der chinesischen Kultur. Sie wurden einst von Drachen gezeugt und trugen das himmlische Wissen der Allerersten noch in sich.
„Dieses Wissen [der Allerersten] umfaßt den Baum des Lebens,
sowie alle Geheimnisse der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit,
alle Geheimnisse der Enden des Himmels und
alle Behälter aller Sterne und Lichter.“

(Shui Xiang Shang Ti -谁像上帝)

image2Shen Nung (神農) regierte bis vor ca. 4.700 Jahren. Viele der wichtigen Erfindungen in China gehen auf ihn zurück. So verdankt man ihm in China nicht nur verschiedenste Kochmethoden, das Wissen und den gezielten Anbau der Getreidearten Reis, Soja, Hirse, Sorghum und Dinkel (dem Ur-Weizen), die Herstellung von Küchengeräten, Keramiktöpfen und Filzhüten, auch der Hausbau, Boot- und Wagen-Bau (somit auch die Erfindung des Rades), die Seidenraupen-Zucht und die Seiden-Herstellung, das Bronze-Gießen, die Erfindung des Bogens für die Jagd und die Entwicklung der Musik sind durch ihn entstandene Errungenschaften. Die Qin gilt noch heute als das Instrument der Götter. Auch der erste Kompaß, der Shi Nan (指南), geht auf ihn zurück. Die Besonderheit hier liegt darin, daß dieser Kompaß stets den Weg nach Süden zeigt, der stärksten Konzentration des Yang (陽).

Wohl aber das wichtigste Vermächtnis Shen Nung’s (神農) an die Menschheit überhaupt, ist das Wissen über „den Baum des Lebens“ und damit das Wissen der verschiedenen Heilwirkungen vielfältigster Kräuter. Shen Nung (神農) kostete oft an einem Tag bis zu 70 verschiedene giftige Kräuter, deren Heilwirkungen dann für die Nachwelt festgehalten wurden. Aufgrund seiner Überlieferungen wurde bereits vor fast 5.000 Jahren das ERSTE Heilkräuter-Buch verfasst, das „Shen Nung Ben Cao Jing – 神农本草经“, auf das sich noch heute fast alle chinesischen Medizinbücher stützen.
„Er [Der Baum des Lebens] bedeutet das Urverständnis von allem Lebenden,
beginnend von der Geburt, über das Leben bis zum Tod, das Verständnis ihres Ursprungs,
ihrer Bestimmung und ihrer Veränderlichkeit.“

(Shui Xiang Shang Ti -谁像上帝)
image1Die Legende besagt nun, als der Erhabene Shen Nung (神農) sein Wissen über die wichtigsten Heilkräuter zu vervollkommnen suchte und so mühevoll nach ihm bislang noch unbekannten Heilkräutern Ausschau hielt, stieß er so durch eine schicksalhafte Fügung auf das kostbarste Geschenk des Himmels – den Tee.

Dies begab sich so:
„Eines Tages, als er wieder eine längere Zeit mit seinen Gehilfen unterwegs war und sich schon recht geschwächt fühlte durch den langen und beschwerlichen Weg und das Probieren verschiedener Kräuter und Hölzer, machte er erschöpft eine kleine Pause bei einem Brunnen. Dort stand ein mächtiger großer Baum, an dessen Stamm er sich anlehnte und so vor der Sonne geschützt ward. Es war gerade Frühling eingekehrt. Alles fing ringsherum an zu erblühen. Doch an diesem Tag war es deutlich wärmer als sonst. Fast kein Lüftchen wehte. Zudem setzte langsam die unangenehme Wirkung einiger probierter Heilkräuter ein, die ein zusätzliches Schwitzen hervorriefen.

Die Gehilfen sammelten indessen Feuerholz und holten Wasser aus dem Brunnen, um es in dem mitgebrachten Kessel abzukochen damit sie gemeinsam so ihren Durst stillen konnten. Der Brunnen war sehr tief und Shen Nung (神農) sehnte sich schon nach dem reinen, klaren Geschmack. Aus dem Augenwinkel beobachtete er seine Gehilfen. Gerade als er etwas die Augen schließen wollte, drang ein sanftes Raunen durch die Luft, ähnlich einem Flüstern. Obgleich Shen Nung (神農) sogar die Sprache der Tiere und Geister verstehen konnte, fiel es ihm schwer die Worte klar wahrzunehmen. Verwirrt schauten sich die Gehilfen nach ihrem Herrn um. Ein Windzug kam auf und nahm an Stärke stetig zu. Das Raunen wurde deutlicher und stärker, und die Gehilfen erschraken zutiefst. Doch nach und nach verstand Shen Nung die Sprache des Windes.

image3Plötzlich riß ein sehr starker Windstoß einen Teil Blätter von dem sehr großen mächtigen Baum, der direkt an dem Brunnen wuchs, und sie fielen geradewegs in das vom Kochen aufwallende Wasser des Kessels. Die Gehilfen wollten sie sogleich herausfischen, doch der Erhabene gebot ihnen Einhalt. Er hatte die Botschaft des Windes erkannt. Shen Nung (神農) hieß sie sich ebenfalls niederzulassen und ließ das sich inzwischen zart jadegrün verfärbte Wasser in die mitgeführten Tonschalen füllen. Nachdem er nun die erste Schale gereicht bekam und davon gekostet hatte, spürte er sofort eine überaus erfrischende, harmonisierende und entgiftende Wirkung. Zudem benetzte ein wundervoller klarer und himmlisch-reiner Geschmack seine Zunge… – Der Tee – ein Geschenk des Himmels, war gefunden worden.

Gestärkt und erfrischt schuf er nun das erste Schriftzeichen für den Tee: CHA – 茶

 

„Tee weckt den guten Geist und weise Gedanken in den Menschen. Er erfrischt das Gemüt.
Bist du niedergeschlagen, so wird er dich ermuntern.“

(Shen Nung – 神農 – Der Gott des Tee und der Medizin)

 

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